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Defekte Smartphones

Defekte Smartphones

von Waldemar Hamm 20. August 2016
Defektes Smartphone

Smartphones sind alltägliche Begleiter von Menschen mit modernem Lebensstil. Sie versorgen uns unterwegs mit mehr als SMS und Anrufen über das GSM-Netz, denn Smartphones sind kleine Computer, fähig zur Darstellung jedweder multimedialer Inhalte aus verschiedensten Quellen. Die Möglichkeit zur Anbindung an das Internet per Handynetz und entsprechend attraktive Angebote der Handyprovider führen dazu, dass sich die Anzahl der deutschen Smartphonebesitzer seit 2010 mehr als vervierfacht hat, und dass der Anteil jener Smartphonebesitzer, die mobiles Internet verwenden, mehr als verdreifacht hat. Dabei werden Smartphones von mindestens einem Drittel der deutschen Nutzer auch für Dienste verwendet, die eine Internetanbindung benötigen.

Wenn man die Funktionen von Smartphones ausnutzt kann man sich als Geschäftsmann so viel Zeit bei Kommunikation und Organisation einsparen, dass man auf eine/n Sekretär/in verzichten könnte. Leider ist man im Gegenzug anschließend auf das Gerät angewiesen oder zumindest auf den weiterhin reibungslosen mobilen Zugriff auf die Daten. Aber was kann man tun, wenn die Daten nur LOKAL gespeichert wurden? Was kann man tun, wenn das mobile Büro versagt und man plötzlich nicht einmal mehr Anrufe entgegennehmen kann?

Einige meiner Kunden haben sich schon aufgrund unterschiedlichster Defekte oder Bedienungsfehler an mich gewandt. In den meisten Fällen ging es dabei aber in erster Linie um Datenrettung und weniger um die Funktionsfähigkeit des Smartphones. Die Angst vor dem Verlust des akribisch gepflegten virtuellen Adressbuchs, des virtuellen Kalenders, der Notizen, Emails (wobei lokale Speicherung auf Smartphones sehr unüblich wäre), Fotos uvm. war dabei stets größer als die eventuelle Notwendigkeit ein neues Smartphone kaufen zu müssen. Wir schätzen also das Sammeln und Aufbereiten der für unseren (Geschäfts-)Alltag notwendigen Daten auf dem Smartphone wichtiger ein, als die Kosten für ein neues Gerät; warum passiert es dennoch so oft, dass sich Smartphone-Benutzer über Datenverlust beklagen?

Die Kamera eines Nokia Lumia 1020-Smartphones weist überraschend gute Eigenschaften für eine Smartphone-Kamera auf.

Eine mögliche Antwort wäre die Kombination aus Murphys Gesetz und einer Form von "Risikoignoranz": "Das wird mir sowieso nicht passieren.". Dabei kann man sich so eine Einstellung aber gar nicht leisten, wenn man gar nicht das volle Risikoausmaß kennt. Beispielsweise denken die wenigsten an die Möglichkeit, dass das eigene Kind aus Versehen das Passwort des Smartphones ändern könnte und man so keinen Zugriff mehr auf die Daten im Smartphone hat. Smartphones ohne Angaben über Schutzarten (wie etwa Spritzwasserschutz, Staubdichtigkeit, etc.) könnten schon durch kurzes Untertauchen in Wasser einen Totalschaden davontragen (welcher sich manchmal erst nach Tagen zeigt in denen das Gerät vermeintlich noch zu funktionieren scheint).

Selbst wenn das Smartphone einfach nur fallen gelassen wurde und dabei das Display kaputt geht, sind die Informationen auf dem Gerät in der Regel nicht mehr zugänglich. Sollten Sie ein Passwort, Muster oder andere Zugriffsbeschränkungen für das Smartphone aktiviert haben, so muss ein defektes Display wenigstens noch zur Anzeige fähig sein (also nur die Touch-Funktionalität defekt sein); in diesem Fall könnte man versuchen eine Maus an das Smartphone anzuschließen und auf diese Weise das Passwort einzugeben, wodurch man das Gerät entsperrt und dann Datenrettung vom PC aus betreiben kann. Ausschließlich dann, wenn sie keine Zugriffsbeschränkung verwenden könnte obige Methode auch mit komplett defektem Display funktionieren, da man dann mit einer Maus in der Regel nur das Bild "zur Seite" schieben muss. Leider kann man nicht an jedes Smartphone eine Maus anschließen.

Hinzu kommt die fälschliche Idee, dass "Werkstätten", die Smartphones reparieren, in so einem Fall das Display austauschen und fertig. In der Regel ist es aber so, dass dabei auch das Gerät zurückgesetzt wird; gehen Sie nach einer Smartphone-Reparatur immer davon aus, dass Ihr Gerät auf Werkseinstellungen zurückgesetzt und damit alle Daten auf Ihrem Gerät gelöscht werden! Glauben Sie diesbezüglich auch keinen mündlichen Absprachen, sondern bestehen Sie auf schriftliche Aufnahme in den Auftrag, dass Sie Ihre Daten behalten möchten. Überprüfen Sie auch hierbei die AGB des Unternehmens, denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird keine Haftung für Datenverlust übernommen. Das heißt selbst wenn Sie die Daten nach der Reparatur behalten wollen gibt es weder Haftung noch Schadenersatz, wenn Ihr Gerät doch einfach nur zurückgesetzt wird.

Unterm Strich bedeutet das: Nach einer Smartphone-Reparatur werden die Daten auf dem Gerät mit großer Wahrscheinlichkeit gelöscht sein.

Wenn Sie eine SD-Karte in Ihrem Smartphone verwenden, haben Sie vielleicht das Glück, dass einige der Daten Ihres Geräts dort zu finden sind, bauen Sie diese auf jeden Fall aus und versuchen Sie die Karte auf einem PC auszulesen. Normalerweise muss man aber die Verwendung einer solchen SD-Karte dem Smartphone auch auftragen, damit dieses die SD-Karte auch vernünftig verwendet (etwa zum Auslagern der Fotos). In Ihrem Smartphone haben Sie einen internen Speicher, oft "internal SD card" genannt. Leider handelt es sich hierbei meistens nicht etwa um eine "per Hand angelötete SD-Karte" sondern eher um einen per Ball Grid Array befestigten eMMC-Speicher. Diesen bei einem Smartphone mit Totalschaden einfach zu entfernen und auszulesen ist eher schwierig; am wahrscheinlichsten würde so eine Herangehensweise funktionieren, wenn man ein baugleiches Smartphone-Modell hat und den Speicher dort austauscht; dafür braucht man aber (wenn man es möglichst fehlerfrei machen will) einen geregelten Lötofen und gegebenenfalls auch anderes (teures) Profiwerkzeug und viel Geschick. Wenn man nicht darauf angewiesen ist, dass das funktionierende Spender-Smartphone anschließend weiterhin funktionsfähig bleibt, könnte man ein Heißluftgerät und Kupferlackdraht nehmen um die Speicher zu lösen und eine Verbindung zum Zweck der Datensicherung herzustellen, allerdings ist das eben keine dauerhafte Lösung für den Alltag; Sie können bei dieser Alternativlösung das Smartphone aus Platzgründen nicht wieder vollständig zusammensetzen.

Wie Sie nun also feststellen können ist im Fall der Fälle eine Datenrettung eventuell unverhältnismäßig aufwendig und teuer oder gar nicht erst möglich; dadurch verlieren Sie effektiv nicht nur sehr viel investierte Zeit in der Sie Ihre Daten gepflegt haben, sondern eventuell auch unwiederbringbare Daten wie etwa Fotos oder Kurznachrichten. Dagegen helfen entweder lokale Backups Ihres Smartphones durch Software des Smartphone-Herstellers oder aber Smartphone-Apps, die auch Backups erzeugen und dann auf einer externen SD-Karte (unsicher, da womöglicherweise ein Defekt gleichzeitig mit dem Smartphone eintritt; bei Wasserschaden etwa) oder Speicherplatz im Internet (z.B. Cloudspeicher wie Dropbox) ablegen.

Eine andere Lösung (meine Lieblingsvariante) ist allerdings die Mischung aus Synchronisation und Backups: Emails werden seit Jahren schon in der Regel über das IMAP-Protokoll in Email-Apps empfangen, wodurch die Emails synchronisiert werden. Das heißt die synchronisierten Daten auf einem defekten Smartphone können ruhig gelöscht bleiben, da man den Email-Account auf einem beliebigen anderen Gerät verwenden kann und alles so aussieht wie gehabt.

Kontakte, Kalender und Fotos kann und sollte man mit einem Cloudspeicher synchronisieren. Wenn man darunter sensible Daten hat, sollte man einen eigenen Cloudspeicher auf dem eigenen Webspace verwenden; eine ownCloud-Installation etwa. In diesem Fall gilt dasselbe wie bei IMAP-Email-Empfang; Datenverlust auf dem Smartphone wäre absolut unproblematisch.

Installierte Apps werden bei Android-Geräten sowieso mit dem Google-Konto synchronisiert; das heißt Sie können die installierten Apps anhand des verknüpften Google-Kontos wiederherstellen; allerdings nur in ihrem Auslieferungszustand; App-Einstellungen, Spielstände, usw. sind in der Regel dann weg. Da helfen leider nur Backup-Apps für ihr Smartphone, die solche Daten speichern können. Dasselbe gilt für solche Dinge wie Anrufprotokolle, Einstellungen des Smartphones selbst, SMS und andere Kurznachrichten, die nicht vom Internet aus zugänglich sind (Whatsapp z.B.; bei Facebook-Nachrichten kann man ja auch im Internet einsehen). Eine erschreckende Tatsache, wenn man bedenkt wie oft ganze Gerichtsverfahren durch so etwas wie Kurznachrichten entschieden werden.

Schützen Sie Ihre Daten. Wenn Sie dabei Hilfe benötigen, bin ich für Sie da.

Schlagworte: Display, Smartphone, Defekt
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Waldemar Hamm

Waldemar ist staatl. gepr. informationstechnischer Assistent, Master of Science der Informatik und Geschäftsführer der Ravok UG. Er betreut viele der für Unternehmen relevanten Blog-Kategorien.

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